Hallo zusammen,
ich habe jetzt meine Steuerkette gewechselt und möchte euch von meinen Erfahrungen dieser doch nicht ganz kleinen "Operation" berichten.
Ich habe diese Aktion mit einem guten Freund durchgezogen, der zwar genau wie ich "Hobbyerfahrungen" in Sachen Schrauben hat, aber ebenfalls noch weit weg vom professionellen Schrauben ist.
Zur Verfüngung standen eine trockene Halle, Standardwerkzeug (Ratschenkasten 1/2" und 1/4", Schraubenschlüssel, Zangen, etc), ein Satz mit speziellen Werkzeugen für diverse Spanner, NW-Verstellung usw. und verschiedene Größen an XZN (Vielzahn) Bits. Und natürlich Wagenheber und Unterstellböcke. Unverzichtbar ist der von VAG erwerbbare Reparaturleitfaden. Da steht nicht nur die Reihenfolge der Arbeiten drin, sondern auch Drehmomente, Hinweise etc...
Ich werde nicht auf jede Einzelheit eingehen, das wird einfach zuviel. Fotos habe ich leider nicht gemacht. Jedes Mal Hände waschen vor einem Foto und ich wäre jetzt noch beim Schrauben... 
Sämtliche Ersatzteile habe ich mir im Vorfeld beim Freundlichen raussuchen lassen und diese bestellt. Einige Kleinteile habe ich dann doch noch kurz vor Beginn bestellt, weil sich diese Teile erst duch das Lesen der Anleitung ergeben haben.
Jetzt aber zum Schrauben...
Den Wagen haben wir auf Rampen gefahren, da uns klar war dass wir etliche Arbeiten von unten zu erledigen haben. Wir haben also die rechte Seite zusätzlich aufgebockt und das rechte Rad samt der Radhausschale demontiert. Die untere Motorabdeckung muss natürlich auch entfernt werden. Ganz wichtig ist es, die Batterie abzuklemmen.
Dann musste der Wagen erstmal "ausbluten". Öl und Kühlwasser haben wir abgelassen und aufgefangen. Die Kühlflüssigkeit sah noch gut aus - diese sollte zum Schluss wieder verwendet werden.
Dann stand die Demontage von verschiedenen Ladeluft- und Wasserleitungen an. Im Einzelnen sind das die Luftleitungen vom Turbo zum LLK und die Leitung vom LLK an die festen Rohre. Von oben ging es dann an die Wasserleitungen, die an der rechten Seite im Weg sind. Ausgleichsbehälter, verschiedene Leitungen und der Aktivkohlebehälter mussten weichen. Um mehr Platz zu haben und auch mal "durchgreifen" zu können, haben wir den rechten Scheinwerfer ebenfalls ausgebaut, ist nach Anleitung aber nicht notwendig.
Dann folgte einiger Kleinkram, bevor es dann an die obere Abdeckung der Steuerkette ging. Diese hat eine Gummidichtung und lässt sich (nach Ausbau des Ventils für die NW-Verstellung) einfach abnehmen. Dann ging es an die Nebenaggregate (zuvor wurde der Keilrippenriemen abgenommen). LiMa und Klimakompressor müssen demontiert werden, der Kompressor aber zum Glück nicht von den Leitungen getrennt werden, sondern wird nur weggebunden. Der Halter für die Nebenaggregate kann dann von der Wasserpumpe abgezogen werden.
Dann wurde es kompliziert. Das rechte Motorlager muss ausgebaut werden. Da lohnt sich in der Tat ein Motorheber oder eine Brücke. Da aber keine Octavia-spezifische Brücke zur Hand war und auch kein Motorheber, haben wir es von unten mit einem Wagenheber probiert. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass es zwar möglich ist, aber verdammt wackelig. Die Hürde des Motorlagers haben wir so aber nehmen können. Jetzt musste nur noch das Turbooutlet abgeschraubt werden um an die 15 (!) Befestigungsschrauben der unteren Kettenabdeckung zu kommen.
Zuvor muss allerdings die Riemenscheibe von der Kurbelwelle genommen werden. Da ich den passenden Gegenhalter nicht habe mussten wir uns anderweitig behelfen um die Befestigungsschraube zu lösen. Wir haben den 6. Gang eingelegt und die Bremse getreten. Damit ist die KW über das Getriebe blockiert. Es hat auf alle Fälle gereicht um diese Schraube zu lösen und auch wieder wie gefordert festzuziehen. Wichtig ist dabei, dass eine in dem spezalwerkzeug vorhandene Spannscheibe nach Abnahme der Riemenscheibe mit der Befestigungsschaube eingedreht wird, da sonst der gesamte Kettentrieb neu eingestellt werden muss. Dann konnten wir endlich die 15 Schrauben lösen und die Abdeckung mühseelig entfernt, da sie mit Dichtmasse eingesetzt ist.
Als nächstes folgten die Kettenspanner. Diese werden zunächst mit den passenden Stiften aretiert, die Kette der Ölpumpe abgenommen und die Gleitschienen entfernt. Wenn man dann die Lagerbrücke der Nockenwellen ausgebaut hat (ebenfalls mit einem speziellen Schlüssel) ist man auch "schon" in der Lage die Steuerkette abzunehmen. Die Neue Kette haben wir dann den Markierungen nach auf die entsprechenden Kettenrädern aufgesetzt. Das ist garnicht so einfach, da sich die NW sobald die alte Kette entfernt wird, "entspannen". Das hat uns zunächst mal einen Schrecken eingejagt, ist aber als Hinweis in der Anleitung sogar angegeben. In Folge Dessen müssen die Wellen zum Auflegen der neuen Kette entsprechend "gespannt" werden, damit die Markierungen auch tatsächlich an den richtigen Stellen der Kettenräder sitzen. Dann kommen die Gleitschienen wieder rein und der Zusammenbau kann in umgekehrter Reihenfolge erfolgen. Das schreibt sich jetzt sehr leicht, hat in Wahrheit aber bestimmt 4,5 Stunden in Anspruch genommen. Das Schwierigste war dabei die Schrauben vom Motorhalter wieder anständig in den Block zu bekommen. Trotz anheben ist der Platz zum Längsträger mehr als eng.
Als das dann aber endlich geschafft war, ging der Rest verhältnismäßig einfach. Wir haben die neu montierte Kette natürlich vorher schon etwas eingeölt und auch mal an der KW ein par Umdrehungen gemacht um zu sehen oder hören ob es irgendwo klemmt oder hakt. Als das komplikationslos funktioniert hat dann tatsächlich der Endspurt begonnen.
Ganz zum Schluss wurde dann wieder frisches Öl samt Filter und das durch einen Filter gelaufene Kühlwasser aufgefüllt. Dann kam der Moment der Wahrheit. Hat wirklich alles funktioniert? Liegt die Kette tatsächlich so wie es gedacht ist? Haben wir irgend etwas vergessen? Schrauben? Dichtungen? Drehmomente? Da wir das alles für korrekt befunden haben, habe ich den Motor angelassen. Die ersten 2-3 Umdrehungen hörte er sich etwas seltsam an, da das Öl und das Kühlwasser sich erstmal wieder ihre Wege suchen mussten. Aber dann sprang er ohne Probleme an. Kein Rasseln mehr, kein unruhiger Lauf. Im Ganzen hört sich der Motorlauf jetzt deutlich besser an. Leiser, gleichmäßiger.
Wir haben den Motor dann warmlaufen lassen, sodass wir die Flüssigkeitsstände auf ihre entsprechenden Niveaus auffüllen konnten.
Auf der Fahrt nach Hause habe ich dann feststellen können, dass auch mein Problem mit dem komischen Beschleunigen vollkommen behoben ist. Der Motor dreht jetzt wieder sauber hoch, so wie es sein soll.
Ich bin froh, dass ich diese Reparatur angegangen bin und sie efolgreich beenden konnte. Es hat mir nicht nur eine Menge Geld gespart. Ich habe dadurch wertfolle Erfahrungen sammeln können und auch ein wenig -ich nenne es mal- Angst vor solch großen und aufwändigen Reparaturen verloren.
Damit möchte ich sagen, dass es durchaus für halbwegs geübte Schrauber, die akkurat arbeiten, möglich ist, die Steuerkette auch ohne Bühne oder Mietwerkstatt zu wechseln.
Bitte steinigt mich nicht direkt, es kann durchaus sein, dass ich in meinem Post ein Paar Abläufe vertauscht habe, gänzlich auswendig habe ich es nicht im Kopf.
So, ich mache mir jetzt ein Bier auf und freue mich über meine neue Kette... 