Gleiches Jahr, neues Glück - diesmal Korsika.
Kurz zur Insel selbst: Absolut sehenswert, da quasi alles vorhanden ist, was man im Urlaub braucht. Damit sind Meer, Gebirge und wunderschöne kleine Orte gemeint.
Der Korse ansich hat ja seine Eigenheiten, daher durfte man auch vom Automobil ähnliches erwarten.
Dieses Mal in Gestalt eines Peugeot 208 mit jungfräulichen 750 km auf der Uhr und einem (jetzt kommt's) Diesel-Motor (bitte alle mitschämen). Das robuste 1.5-Liter Triebwerk trat mit 77 kW an und machte seine Sache ordentlich. Man merkt aber selbst diesem Kleinwagen beim Anfahren an, was er an Gewicht des Motors mit sich rumschleppen muss. Hier ist sicher ein solider Benziner mit 130 PS die bessere Wahl. Wichtiger aber war der sehr respektable Gesamtverbrauch (nach gefahrenen ca. 800 km) von 4.90 Litern auf 100km.
Das alles immer incl. eingeschalteter Klimaanlage, da ansonsten im Juli/August nicht auszuhalten. Hier ein Lob an PSA, denn die Klimaanlage war sofort nach dem Einschalten immer auf optimaler Kühlung und hielt auch die Temperatur konstant, was man vom Octavia 5E nicht immer behaupten kann.
Die Spritpreise lagen Insel-typisch recht hoch mit ca. 1.50 € bis 1.60 € pro Liter für Diesel bzw. Benzin. Vom Octavia war ich gewohnt, dass man beim Tanken einfach beim ersten abschalten dann auch einen vollen Tank hat - nicht so beim 208. Hier musste man noch mehrmals manuell nachdrücken, bis der Tank wirklich voll war.
Endlich war es mir vergönnt, auch mal das Experiment(?) der Franzosen zu prüfen, was das kleine Lenkrad anbelangt. Man guckt auf die Armaturen nicht durch, sondern über das Lenkrad. Mir persönlich gefallen ja kleine/griffige (Sport-)Lenkräder und dieses Gefühl ist nach den Tagen mit dem 208 ganz passabel, obwohl das Kunstleder haptisch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Fraglich ist auch, ob jeder (je nach Körpergröße) seine optimale Sitzposition und Sicht einstellen kann. Der Schalthebel sieht schick aus und die Gänge rasten auch passabel ein, aber die Schaltwege sind mir zu lang.
Das Infotainment incl. Navi ist dann wieder gewöhnungsbedürftig, einige schrullige Anzeigen und Ansagen mussten dann ja doch kommen. Die im Display angezeigte erlaubte Geschwindigkeit deckte sich quasi nie mit der Realität (keine Verkehrszeichenerkennung verbaut). Vor allem der Radioempfang war ziemlich schlecht, was aber auch an der Geographie vor Ort gelegen haben könnte. Das Handy ließ sich problemlos koppeln, die Sprachqualität war gut.
Die Sitze sind komfortabel, bieten aber zu wenig Seitenhalt und man sitzt zu hoch. Das Fahrwerk ist ein großer Minuspunkt, denn wie können 16-Zoll-Räder mit 195er Reifen im Zusammenspiel mit der Dämpfung so unterbelichtet sein? Ja, man kann Härte und Komfort mit etwas Hingabe verbinden, siehe z.B. das "ST X", was ich selbst fahre. Dieses ist im Vergleich zum 208 sogar noch komfortabler. Fuhr man mit dem Peugeot schnell und seitlich in der Kurve über eine Fuge, versetzte es den Wagen regelrecht um ein paar Zentimeter. Hier wurde gespart - und zwar "grande".
Und dann kommt die Dämmerung und die Nacht, man ist gezwungen, das Abblendlicht einzuschalten. Und wieder fragt man sich, wie sowas heutzutage noch verkauft werden darf. Selbst die (technisch gesehen) Jahre alten Xenon-Brenner am 5E sind um Welten heller (und damit sicherer) als am Peugeot. Sicher kann man auch diesen als Option sogar mit Xenon oder LED ausstatten, aber Halogen-Funzeln sollten mittlerweile quasi verboten werden.
Der 208 bietet sich trotzdem als flinker Wagen an, denn für den täglichen Gebrauch ist er gedacht. Er muss aufgrund der örtlichen Gegebenheiten auch schlicht robust sein und etwas wegstecken können. Anfängern sei das Fahren auf Korsika nicht zu empfehlen, die Einheimischen sind sämtlich im Stress und begreifen Autofahren eher als Vorstufe zum vorzeitigen Ableben. Es gibt quasi bis auf ein paar Kilometer keine Autobahnen, alles muss über die Landstraßen. Gerne wird an Steigungen und nicht einzusehenden Stellen überholt, als gäbe es kein Morgen. Diesen Eiertanz sollte man tunlichst nicht mitmachen und brav rechts fahren. Gerne steht auch die Gendarmerie an vielen Ecken und geblitzt wird an vielen Stellen stationär mit unscheinbaren "Kästen" am Straßenrand.
Zusatz: Die von mir bedachte Verleih-Firma hat nun einen neuen Weg des Abkassierens gefunden. Der Wagen ist in "sauberem" Zustand wieder abzugeben. Damit ist primär das Aussaugen gemeint, da wohl Fahrzeuge abgegeben wurden, die einem Mini-Strand glichen. Erachtet also der Verleiher das Fahrzeug als "nicht sauber", werden 80 € zusätzlich berechnet. Fraglich ist hier, ob das Prinzip eines Mietwagens hier nicht missverstanden wird oder der Franzose (hier: Korse) mal wieder seinen eigenen Weg gehen wollte.