PD TDI Zylinderkopfdichtung defekt?? - Abgase entweichen durchs Kühlwasser

  • Ich habe ja meinen 2008er Octavia mit der BMN Maschine schon eine Weile und bei den bisher zurückgelegten 215tkm hat er sich als recht zuverlässig erwiesen. Bin bisher nur einmal liegen geblieben und das waren die PD-Elemente, welche danach auf die Aktion kostenfrei getauscht wurden.


    Vergangenen Freitag habe ich auf Wohnungsbesichtigungstour eine rot blinkende Meldung wegen fehlendem Kühlwasser gehabt. Das ganze ist morgens bei Abfahrt von meiner Unterkunft auf einer Straße mit 14% Steigung und eiskaltem Motor passiert. Etwas, das ich normalerweise tunlichst meide, aber in der Situation hatte ich keine andere Ausfahrt. in der nächsten Bushaltstelle angehalten und tatsächlich war der Ausgleichsbehälter restlos leer. Deckel aufgemacht und Kühlwasser wurde aus dem unteren Schlauch zurück in den Behälter bis an die Max-Markierung gedrückt. Deckel wieder drauf geschraubt und vorsichtig mit möglichst wenig Motorlast weiter gefahren. Bislang hat sich dies nicht wiederholt. Auch auf der langen Heimfahrt mit Tempomat 110 und regelmäßigen Zwischenstops zur Kontrolle war bei den ca. 500km alles unauffällig. Kein Kühlwasserverlust, kein Öl im Kühlwasser oder umgekehrt und auch kein Ölverlust erkennbar.


    Samstag den Octavia warm gefahren und dann vor der Haustür den Ausgleichsbehälter bei laufendem Motor bis zur Oberkante aufgefüllt und tatsächlich hat er aus der Rücklaufleitung (oben am Behälter) etwas geblubbert. Ein Indikatortest beim Schrauber des geringsten mistrauens war dann am Montag leider auch positiv auf Abgas. Mir wurde dann direkt nahe gelegt, mir was neues zu suchen und den Octi in die Verwertung zu geben, weils ein wirtschaftlicher Totalschaden sei. 8|


    Ich möchte mich eigentlich ungern von meinem Octavia trennen und habe bereits angefangen Teile zu besorgen. Zahriemensatz mit WaPu, Keilriemensatz, kompletter Satz Dichtungen für den ZK ohne ZKD, Glühkerzen, ZK-Schrauben. ZKD, Schwinghebelachs- und Nockenwellenlagerbockschrauben werden bestellt, wenn ich den Kopf ab habe und nachmessen kann, was da tatsächlich verbaut ist. Da habe ich wiedersprüchliche Angaben bzw. die ZKD gibt es in 3 verschiedenen Dicken abhängig vom Kolbenüberstand.


    Sofern Block und ZK noch in Ordung sind, möchte ich nicht nur die ZKD neu machen, sondern plane auch die Ventilschaftdichtungen zu erneuern, je nachdem, wie die Ventilsitze aussehen, auch die Ventile neu einzuschleifen, Ansaugkanäle im ZK und die Ansaugbrücke inkl. Drosselklappe und AGR von Verkokungen zu befreien und - je nach Zustand - auch die Lagerschalen der Nockenwelle zu erneuern. Einen Blick auf den Turbo werde ich auch werfen.


    Die Glühkerzen wollten bei der 180tkm Inspektion nicht, hab die damals drin gelassen, da sie noch keinen defekt hatten und jetzt muss der Kopf eh runter, also kann ich sie auch notfalls ausfräsen lassen.


    Am Samstag geht es dem Octi an den ZK. Dann wird sich zeigen, was tatsächlich hinüber ist. Ich hoffe nicht, dass es Block oder ZK sind, denn dann lohnt sich die Instandsetzung eigentlich nicht mehr. Neuen Kopf habe ich für rund 800€ ohne Innereinen gesehen.


    Gibt es da noch was, was sich bei einer solchen Aktion lohnt zu prüfen oder auch zu erneuern?
    Den DPF bekomme ich leider nicht raus, da ich das ohne Hebebühne oder Grube vor der Garage mache.


    Bevor hier jemand verständlicherweise Bedenken wegen Umweltverschmutzung oder dergleichen äußert, sei geschrieben, dass Betriebsstoffe vor den Arbeiten soweit möglich absaugt werden und eine Wanne unter den Auto liegt, welche etwaige Reste auffängt. Nach Abschluss der Arbeiten werden diese bei der örtlichen Annahmestelle entsorgt. Kostet mich als Privatperson nichts und ist damit deutlich günstiger als sich bei illegaler Entsorgung erwischen zu lassen.

  • Das hast du ja vermutlich auf dem Schirm aber ich wollte es nochmal erwähnt haben: ein krummer ZK kann von einem Fachbetrieb eventuell wieder ganz geschliffen werden. Also ein "kaputter" ZK muss nicht zwingend getauscht werden. Ansonsten mach gerne Bilder von der Aktion und gib ein paar Hinweise auf mögliche Stolpersteine, falls mal jemand anders ran muss ;)

  • Naja ich habe das in der Form bisher auch noch nicht gemacht. Ich besitze aber als Mechatroniker in der Industrie entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten und habe einiges an Dokumentation zusammengetragen und durchgearbeitet, damit ich weiß, was ich wie tun muss, welche Schrauben zu ersetzen sind (es sind einige Dehnschrauben verbaut) und welche Ersatzteile benötigt werden. Learning by Doing, wie es die Amerikaner nennen.

  • Wenn es dir nicht zu viele Umstände macht kannst das ja gerne in Form eines Berichtes mit uns Teilen...
    Nach dem Motto: So kurz wie möglich, so lang wie nötig ;-)
    Wo Du welche Teile besorgt hast z.B. also alles Originalteile oder auch Zubehör etc.


    Für meinen verbliebenen E46 BMW kennte ich z.B. Marken die man statt der Originalteile verwenden kann für Fahrwerk, Wasserpumpe, Sensoren etc.
    Für Skoda/VAG habe ich dahingehend noch NULL Einblick..


    Evtl. ein paar Bilder dazu, wenn das nicht zu viel verlangt ist (aber dieses 2 MB Limit ist echt "übel" - meine Handy-pics sind meist so zwischen 3 bis 6 MB groß).
    Weiterhin kannst Du gerne noch reinschreiben was deine Probleme bei der Aktion waren und wie du sie gelöst hast ;-)


    Wenn nicht ist auch ok :D
    Ist ja alles auch Zeitaufwand!!!

  • Moin Allerseits


    Der Kopf ist nach langem Kampf endlich ab. Der Diesel hat sich an vielen Stellen gewehrt. Zudem findet das ganze ohne Hebebühne statt. Das macht es nicht besser.


    Die Schraube der Schelle, welche Turbo und DPF verbindet, hatte gefressen und musste abgerissen werden, um diese zu lösen.
    Der Öldrucksensor war scheinbar angeknackt. Wollte die Ölvorlaufleitung vom Turbo am Ölfitergehäuse lösen und bin nur kurz gegen den Sensor gekommen, da war er ab.
    Das Rohr zwischen AGR-Kühler und AGR-Ventil ist gerissen und muss neu. Ist an der Stelle erst nach abheben des Zylinderkopfs zum Vorschein gekommen.
    Zylinderkopfdichtung war am 2. Zylinder v.l. leicht undicht und hat dort ins Kühlwasser gedrückt. Auch an anderen Stellen war sie fast durch. Besonders an den Stegen zwischen den Zylindern. Fehlerursache gefunden.
    Leider ist auch der Zylinderkopf gerissen. Nicht die Fehlerursache aber der Kopf kommt neu. Die Stege zwischen der Bohrung für Glühkerze und den daneben liegenden Ein- und Auslassventil sind bis in die Ventilsitze gerissen. Ich möchte da kein Risiko eingehen.
    Die Glühkerzen beim BMN liegen unter der Ventildeckeldichtung permanent in Öl. Ließen sich sehr einfach ausbauen.
    Die Schrauben des Ventildeckels waren sehr lose aber er war dennoch dicht.



    Positiv ist der Zustand des Turbos, Nockenwellen, Kolben und Laufflächen der Zylinder zu bewerten. Das ist alles in sehr gutem Zustand für diese Laufleistung. Der Turbo ist leichtgängig, hat weder axial, noch Radial ein merkliches Spiel und auch die VTG ist gängig. Nockenwellen und Laufflächen der Zylinder zeigen ein paar wenige, nicht ertastbare Laufspuren. Die Honspuren in den Zylindern sind noch sehr deutlich zu sehen und auch die Kurbelwelle ist leichtgängig drehbar ohne montierten Zylinderkopf. Das sollte noch etliche Km halten.


    Ich muss mich heute um Ersatzeile kümmern. Neben Zylinderkopf sind das vor allem neue Lagerschalen für die Nockenwellen und je 4 Einlass- und Auslassventile. Der Rest ist simpel und einfach zu bekommen

    Für den Ausbau des Zylinderkopfs ist ein Motorheber oder Kran sehr empfehlenswert. Der Krümmer mit Turbo lässt sich im Motorraum gar nicht bis sehr schwer demontieren. Den haben wir erst nach dem Ausbau des Kopfs auf der Werkbank abgebaut. Der Kopf wiegt mit Nockenwellen, Ventilen, Lagerrahmen und dem Abgaskrümmer 35 bis 40kg. Es ist nicht viel Platz beim Rausheben.
    Für den Ausbau des Zahriemens muss der der Motorhalter auf der Beifahrerseite abgebaut werden. Den Motor habe ich mit einem Rangierwagenheber an der Ölwanne mit einem Holzbrett dazwischen abgestüzt. Geht wunderbar, so ist oben mehr Platz zum Schrauben. Bis die Ersatzteile da sind, ist zusätlich ein Unterstellbock daneben.


    Um die Nockenwellennaben vom Kegelsitz abziehen zu können ist, anders als in der mir vorliegenden Doku, eine spezielle Abziehvorrichtung nötig. Ich habe mir heute notgedrungen eine handelsübliche 3-Arm Vorrichtung angepasst. Das hat sogar besser als erwartet funktioniert.


    Vor dem Lösen der Schrauben des Lagerrahmens unbedingt darauf achten, dass alle Ventile geschlossen sind, sonst kann sich der Lagerrahmen in den Passstiften verkeilen. Lässt sich der Lagerrahmen nach entfernen aller Schrauben nicht lösen, dann kann die Nockenwelle gedreht werden, um mit der Federkraft der Ventile den Lagerrahmen vom Zylinderkopf zu drücken. Dies hat sehr gut funktioniert, sollte aber selbstverständlich nur bei ausgebautem Zylinderkopf gemacht werden.



    Diese Reparatur ist mit sehr viel Zeitaufwand verbunden, da alles sehr verbaut ist und vieles nur schwer zugänglich ist. Zudem ist ein gutes mechanisches Verständnis von Vorteil. Es werden einige Spezialwerkzeige benötigt. Bis der Kopf ab war, habe ich insgesamt 14 Stunden schrauben müssen. Jetzt müssen noch die ganzen Innereien vom alten in den neuen Kopf transplantiert werden und das ganze wieder montiert werden. Ich rechne mit etwa 35 Stunden reiner Arbeitszeit am Auto insgesamt.



    Bilder und weitere Infos folgen in den nächsten Tagen. Ich brauche jetzt erstmal ne Mütze Schlaf.

  • So, die ersten Schnappschüsse. Am Auto hat sich heute kaum was getan. Habe lediglich den Ansaugkrümmer in Diesel getaucht und AGR-Ventil sowie Drosselklappe mit Sprühöl behandelt, um die ganzen Ablagerungen zu lösen.


    Ansonsten ist ein neuer Zylinderkopf nebst anderen zu ersetzenden Teilen bestellt. Alle 16 Ventile kommen mit Ventilfedern neu. Den Zylinderkopf mit vormontierten Ventilen zu bestellen war günstiger als einen nackigen Kopf zu bestellen und nur 8 Ventile zu tauschen.



    So mal eine kleine Ansicht, wie viel Platz ich derzeit im Motorraum habe.


    Dies sind die ausgeprägtesten Laufspuren in Zylinder 2 nach 215tkm. Das ist fast nichts.


    Dies ist ein gut sichtbarer Riss an der Glühkerzenbohrung zwischen den unteren beiden Ventilen im Zylinderkopf. Die Bohrung ist beidseitig ausgerissen, auch wenns durch das Kreidespray auf der rechten Seite deutlicher erscheint. Die Risse sind erst nach der Reinigung des Kopfes aufgefallen, da die im Ruß untergehen. Da sollte jeder, der sich den gleichen Mist antun muss auch einen Blick drauf riskieren. Hätte ich nicht vorher an verschiedenen Stellen von diesen Rissen und den Problemen die damit einhergehen können gelesen, hätte ich die glatt übersehen

  • So, der Octi läuft wieder mit neuem Zylinderkopf, Zahnriemen, Keilriemen, AGR-Rohr, Öldruckschalter, div Dichtungen und gereinigter Ansaugbrücke. Es war eine Aktion mit einigen Tücken und z.T. komplexer Ersatzteilbeschaffung abseits vom Vertragshändler. Gestern Abend war der 1. Start, bin heute knapp 200km damit gefahren und außer einer geringen Menge Kühlwasser nachfüllen, gab es keine Probleme. Keine Lecks, keine Einträge im Fehlerspeicher. Er läuft jetzt mit noch fehlender Motorabdeckung ruhiger als vorher mit und vor allem im unteren Drehzahlbereich gibt es deutlich spürbar besseren Anzug und der Verbrauch ist geringer geworden.


    Weitere Details müssen warten, da ich nächste Woche quer durch Deutschland umziehe und mich jetzt dringend darum kümmern muss. Es kann noch ein paar Tage länger dauern, aber es kommt noch mehr. Versprochen


    Nochmal würde ich mir das aber so nicht antun. Das war an vielen Stellen ein Krampf ohne Hebebühne und hat auch sonst einige improvisierte Lösungen erfordert.